Ein Reisender, der heute durch die Berglandschaft des antiken Lukaniens reist, könnte sich kaum vorstellen, wie dicht diese Ecke Südwestitaliens im 4. Jahrhundert v. Chr. besiedelt war. Netzwerke, die weite Teile der griechischen Halbinsel, Siziliens, Epirus, Makedoniens und Karthagos umfassten, fassten hier Fuß. Antike Erzählungen, die sich weitgehend auf militärische Zusammenhänge konzentrieren, vermitteln wenig Aufschluss über die Art der Aktivitäten in diesem Gebiet. Die Überreste der materiellen Kultur hingegen zeichnen ein Bild blühender Gemeinschaften, die nicht nach dem Modell eines Stadtstaates organisiert waren, aber in der Zeit vor der römischen Hegemonie aktiv an den Kultur- und Machtkämpfen im Mittelmeerraum teilnahmen. Diese Studie vereint historische und archäologische Ansätze, um die soziokulturelle Vielfalt der Region sowie die Entstehung und Transformation gemeinschaftlicher Identitäten besser zu verstehen, insbesondere in der Zeit tiefgreifender Veränderungen und des Niedergangs vor dem Hannibalischen Krieg. Sie erfordert eine Neubewertung der literarischen Quellenerzählungen und eine Konzeption der Entstehung schriftlicher Aufzeichnungen. Dabei werden die Modelle primitiver Berggesellschaften sowie die Gegensätze, die häufig zu ihrer Definition und Isolierung herangezogen werden, in Frage gestellt: ländlich, städtisch, pastoral, landwirtschaftlich, barbarisch, zivilisiert.